Bundes-Klinik-Atlas – Wegweiser oder Irrgarten?

Bundes-Klinik-Atlas – Wegweiser oder Irrgarten?

Der Klinik-Atlas ist vor wenigen Tagen ans Netz gegangen. Bundesgesundheitsminister Lauterbach spricht von einem „Wegweiser durch den Krankenhaus-Dschungel“. Der Atlas ist Teil der angekündigten Krankenhausreform und soll – so Bundesgesundheitsminister Lauterbach – hier wichtige Vorarbeit leisten. Auf Grundlage des durch das umstrittene Krankenhaustransparenzgesetz neu eingefügten § 135 d SGB V bewertet er Krankenhäuser in Bezug auf bestimmte Eingriffe. Die folgenden Daten werden abgebildet:
  • Krankenhäuser mit Standorten  
  • Bettenzahl 
  • Ausweisung Sicherstellungshäuser 
  • teilstationäre Behandlungsplätze 
  • Fallzahlen insgesamt 
  • Fallzahlen je Fachabteilung 
  • Fallzahlen je Behandlungsanlass 
  • Pflegekräfte für den gesamten Standort
  • Pflegepersonalquotienten 
  • Mindestmengen 
  • Notfallstufen 
  • Ausgewählte Zertifikate

Patienten sollen hierdurch einen umfassenden Überblick über die Leistungen und Qualität der Kliniken erhalten. 

Zur besseren Einordnung und zum besseren Vergleich werden die Daten in einem Tacho-System dargestellt. Dazu werden die am Krankenhausstandort erbrachten Fallzahlen und die Personalausstattung in eine Relation zu denen der anderen Krankenhausstandorte in Deutschland gesetzt und in Korridoren von jeweils 20 Prozent dargestellt, erklärt das BMG. Der Bundes-Klinik-Atlas werde kontinuierlich weiterentwickelt und aktualisiert. Geplant seien in diesem Jahr noch zwei weitere Updates, so das BMG: Ergänzt werden sollen demnach unter anderem Qualitätsdaten zu den Komplikationsraten von Eingriffen sowie die Zuordnung der Krankenhäuser in Level und Leistungsgruppen.

Die Webseite wurde unter Verantwortung des BMG in enger Kooperation mit dem Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) und dem Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) erstellt. 

Die Kliniken müssen vierteljährlich Daten an das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) melden. Umfasst sind davon nicht nur klinische Daten, sondern auch Informationen von Zertifizierungsstellen und Krankenkassen.
 

Kritik

Die Klinikbranche übt scharfe Kritik an dem Tool. Es bringe Patienten keinerlei zusätzliche Information und könne nicht als nützliche Ergänzung fungieren. Den Krankenhäusern bringe es noch mehr Bürokratie. Problematisch sei auch, dass dessen Systematik auf den bisher nicht eingeführten und zugewiesenen Leistungsgruppen basiere. Diese Zuweisung erfolgt bei einer möglichen Umsetzung der Krankenhausreform erst ab 2025 durch die Länder. 

Die Einteilung in Level erscheint problematisch. Sie gibt zumindest keinen direkten Aufschluss über die Qualität der Behandlung, sondern über das Leistungsspektrum. Auch wird bei Patienten eine fälschliche Einschätzung der tatsächlich möglichen Versorgung erweckt.